Die „Krone“ strich Michael Jeannée den „Endspielsieg“

In seiner „Post an Jogi Löw“ zitierte der Kolumnist ein SA-Kampflied und lobte „deutsche Tugenden“.

Mit seinen sprachlichen Fehltritten und verbalen Aussetzern ist „Krone“-Kolumnist Michael Jeannée schon mehrfach aufgefallen. Der Presserat muss sich regelmäßig mit seinen Texten auseinandersetzen. Er forderte einen „Hegeabschuss“ für den „Kurier“-Chefredakteur, nannte ein andermal vier einer Straftat verdächtige Männer ein „elendes, niederträchtiges Pack“ und bezeichnete die Flüchtlinge im Servitenkloster als „Gesindel, das den Begriff Asylwerber in den Dreck zieht“.

Sein jüngster Ausrutscher war offenbar sogar der „Krone“-Redaktion zu viel. Sie strich zwischen Abend- und Morgenausgabe die heikelsten Passagen der jüngsten „Post von Jeannée“. Die Liebeserklärung an Deutschlands Bundesfußballtrainer Jogi Löw war in der Abendausgabe noch gespickt mit Nazi-Anspielungen. In dem Satz „Jogi, Jogi über alles, über alles in der Welt“ wandelte Jeannée die von den Nazis missbrauchte erste Strophe des Deutschlandlieds ab.

„Krone“: Text wurde „korrigiert“

Und er schrieb weiter: „Ich glaube an den deutschen Fußball, ich liebe ihn. Seine Kraft und Leidenschaft. Sein Aufbäumen in scheinbar aussichtsloser Situation. Seine Genieblitze. (...) Seine deutschen Tugenden in elf Sportlern.“ Im letzten Absatz resümierte er schließlich: „Daher: Heute die Brasilianer und morgen die ganze Fußballwelt. Mit einem Endspielsieg in Rio.“ Der Satz erinnert an die bekannte Zeile aus dem SA-Kampflied „Es zittern die morschen Knochen“. Das von NS-Lyriker Hans Baumann 1932 geschriebene Lied findet sich in vielen SS- und SA-Liederbüchern. Auch darin heißt es: „Heute gehört uns Deutschland, und morgen die ganze Welt“ (was später entschärft wurde auf: „Heute hört uns Deutschland...“)

Schadensminimierung versuchte die „Krone“ über Nacht, nachdem schon Montagabend Kritik an Jeannées eindeutigen Anspielungen laut wurde. In der Morgenausgabe der „Krone“ war der letzte Absatz mit dem SA-Kampflied und der Anspielung an den „Endsieg“ nicht mehr zu lesen. Eine offizielle Stellungnahme der „Krone“ zu dem Vorfall gab es nicht. Im Kurznachrichtendienst Twitter meldete sich Richard Schmitt, Berater von Herausgeber Christoph Dichand, knapp zu Wort: Der Text sei „korrigiert“ worden. Der Presserat wurde jedenfalls auch diesmal mit der Sache betraut. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2014)

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